SALEH TEBBOUCHE
Helvetzid am 30. Dezember 2019 im Basler Gefängnis Bässlergut.
Am 30. Dezember um 8.30 Uhr stirbt Saleh T. in einer Zelle im Basler Gefängnis Bässlergut. Das Bässlergut ist einerseits Ausschaffungsgefängnis, andererseits sitzen hier Inhaftierte kurze Haftstrafen ab. Seine Strafe hätte noch etwa zwanzig Tage gedauert. Sein Tod wirft in der algerischen Community Fragen auf: Warum wollte Saleh T. so kurz vor seiner Entlassung nicht mehr leben? Und wurde der vermutlich psychisch kranke Mann im Gefängnis falsch betreut? Dass die Behörden aus Datenschutzgründen kaum über den Fall informieren, nährt die Wut der Community – und von MenschenrechtsaktivistInnen.
Djafar Mohammed kannte Saleh T. so gut, dass er ihn «einen Freund» nennt. Bei einem Gefängnisbesuch Mitte Januar sagt er: «Saleh war eine herzliche Person.» Saleh T. und Mohammed teilten sich im vergangenen Jahr eine Zelle im Basler Gefängnis Waaghof. Sie hätten damals jeden Tag Karten gespielt, erzählt er. T. habe aber auch oft still dagesessen, manchmal habe er im Koran gelesen, manchmal geweint. «Er war überzeugt, dass ihn jemand verflucht hatte.»
Im Bässlergut sind viele Migranten* wegen Kleindelikten oder in Ausschaffungshaft eingesperrt. Im Waaghof gibt es einen Ausschaffungstrakt für Migrant*innen. Sie migrieren aus Ländern auf deren Rücken der schweizerische und europäische Wohlstand aufgebaut ist. Länder in denen der Westen billig produziert, die lokale Wirtschaft zerstört und Stellvertreterkriege führt. Ihren Lebensgrundlagen entzogen, entscheiden sich viele für die Migration. Hier angekommen wartet eine repressive Politik, die den meisten die Chancen auf eine Aufenthaltsbewilligung verwehrt. Um zu überleben bleiben meist nur illegalisierte Formen der Geldbeschaffung wie Diebstähle oder Drogenhandel. Es folgt nicht selten die Inhaftierung ins Bässlergut. Andere werden inhaftiert weil sie «illegal» die Landesgrenze überquert haben oder sich trotz Verbot hierzulande aufhalten. Dies sind alles «Taten», die überhaupt nur möglich werden in einer Gesellschaft, die auf dem Ausschluss von nicht-«Bürger*innen» und der Unterdrückung armer Menschen beruht.


Gedenken wir Saleh T., indem wir die sozialen Ursachen der Haft in Schweizer Gefängnissen benennen. Gedenken wir ihm, in dem wir uns mit den Gefangenen im Bässlergut solidarisieren. Gedenken wir ihm, indem wir auf die Strasse gehen für eine Gesellschaft frei von Grenzen, Gefängnissen und Unterdrückung, die Grund für sein Schicksal sind.
Mehrere Inhaftierte sagen im Gespräch, bei Problemen würden vor allem Medikamente angeboten. Oft verstehe man gar nicht, was man bekomme. Manche trauten den Angaben nicht, weil sie ihre Medikamente nie verpackt sähen.