Justice4Nzoy
#Helvetzid am 30. Oktober 2021 im Bahnhof Morges durch drei Schüsse eines Polizisten
Bruder Nzoy,
Ich bin sehr traurig und wütend über das, was die Polizei mit Dir am 30. August 2021 in Morges (VD) gemacht hat. Es ist unglaublich, was die Polizei für eine Geschichte erfunden hat, dass eine eine potenziell gefährliche Person gemeldet wurden sei und, dass Du die Polizist:innen bei ihrem Eintreffen mit einem Messer bedroht hättest. Die Polizei verwendete dieselbe Lüge, als sie George Floyd tötete. Die vor Ort gewesenen Zeug:innen berichten dagegen ein ganz anderes Geschehen, und auch ein Video zeigt eine völlig andere Version. Du warst nicht gewalttätig; Du hast auf dem Bahnhof gebetet. Du hattest kein Messer bei Dir; Du warst verängstigt und aufgeregt, weil die vier Polizist:innen ihre Waffen auf Dich gerichtet hatten. Sie schossen dreimal auf Dich und als Du regungslos und blutend auf dem Boden lagst, legten sie Dir Handschellen an. Erst fünf Minuten später versuchte ein Passant, Dir zu helfen, als er sah, dass niemand Dich medizinisch versorgte oder einen Krankenwagen zu rufen. Du starbst am Rande der Gleise liegend.
In Zürich, wo Du 1984 geboren wurdest, werden Proteste organisiert, die eine unabhängige Untersuchung und Gutachten von Expert:innen fordern um die Polizei zur Rechenschaft zu ziehen. Überall in der Stadt hängen Plakate und Aufkleber mit Justice4Nzoy. Es wächst eine Bewegung heran, die Gerechtigkeit für dich und alle von Rassismus betroffenen fordert. Du bist in den Herzen und Köpfen vieler Menschen in der Schweiz. Dank Deiner Familie und Deinen Freund:innen können wir noch immer Dein Lächeln sehen und dich rappen hören, auf Instagram.
Rise in power, Mo
Dieses Interview wurde am 1. März 2023 aufgenommen, dem Tag der Demonstration in Lausanne zu Ehren von Mike Ben Peter, der 2018 von der Lausanner Polizei erschossen wurde. Es ist eine Zeugenaussage von Evelyne Wilhelm, der Schwester von Nzoy, einem Zürcher, der 2021 im Alter von 37 Jahren von der Polizei in Morges (VD) erschossen wurde. Er thematisiert ihr Leben, den Ablauf dieser Tragödie, die Frage der Gerechtigkeit und zielt auf die Wiederherstellung der Wahrheit ab.
Das Kollektiv Justice4Nozoy wurde gegründet, um gegen die Polizeigewalt zu kämpfen und die Gerechtigkeit und die Wahrheit nach dieser Tragödie wiederherzustellen. Für alle Informationen zu diesem Kampf folgen Sie @Justice4Nzoy in den sozialen Netzwerken oder gehen Sie auf https://justice4nzoy.org/
Es gibt eine Podcast-Version dieses Interviews auf ladispersion.ch/pod und enquetecritique.org
Die erste Reaktion der Polizei: lügen
Die erste Reaktion der Polizei auf den Mord war, zu lügen. In einer am selben Tag herausgegebenen Pressemitteilung erklärte die Polizei, dass ihre Beamten nach der Neutralisierung der Bedrohung, Nzoy direkt erste Hilfe leisteten, es aber nicht schafften, ihn am Leben zu erhalten. Mehrere Zeugenvideos zeigen jedoch, wie die Polizei dem sterbenden Mann Handschellen anlegt, ihn durchsucht und ihn dann fünf Minuten lang am Boden liegen lässt. Es war schließlich ein zufällig vorbeikommender Krankenplfeger, der ihm eine Herzmassage und erste Hilfe leistete, bis der Krankenwagen eintraf, aber leider zu spät. Angesichts der Beweise korrigierte die Polizei ihre Lüge in einem zweiten Kommuniqué, ohne sich zu erklären oder zu entschuldigen. Die Polizei entschuldigt sich nie. Diese Lüge führt dazu, dass wir alle Informationen, die nur von der Polizei geliefert werden, als bedingte Angaben betrachten.
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